Kurzbiographie des bekannten St. Pauli Pastors

Der zweifelsfrei bekannteste Pastor der St. Pauli Kirche ist wohl Clemens Eduard Ferdinand Carl Schultz. Diese kurze Biographie soll Einblicke in sein Leben und Schaffen ermöglichen.

Clemens Schultz wird am 22.09.1862 in Hamburg St. Pauli als ältester Sohn des Direktors einer Seeversicherungsgesellschaft geboren.

Ab 1868 besucht Schultz eine Privatrealschule, um dem Wunsch des Vaters nachzukommen Kaufmann zu werden.

1878 stirbt sein Vater – Schultz ist gerade 16 Jahre alt.
Ab 1884 besucht er ein Wandsbeker Gymnasiums und schließt 1886 mit dem Abitur ab, um im gleichen Jahr sein Theologiestudium in Jena aufzunehmen.

Ab 1886 führt er dieses in Berlin weiter.
Im Jahre 1890 kehrt Schultz nach Hamburg zurück um sich auf sein Examen vorzubereiten. Da er nicht länger finanziell von seiner Mutter abhängig sein will, erteilt er Privatunterricht und entwickelt dabei ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Schülern.
Diese Aufgabe und zeitweilige Krankheit führen zu einer Verzögerung seines Abschlusses, so dass er erst 1894 sein Studium mit Examen beendet. Im gleichen Jahr wird er in das Hamburger Lehrerseminar aufgenommen.

Im Juli 1896 erhält er seine eigene Pfarrstelle auf St. Pauli. Zu dieser Zeit ist St. Pauli ein eher sozialistischer Stadtteil, die Jugend hat nur wenig mit Kirche im Sinn, hat aber mit massiven solzialen Problemen zu kämpfen.

Clemens Schultz erkennt die Zeichen der Zeit und gründet 1894 die Vereinigung St. Paulianer Lehrlinge. Diese Vereinigung sollte der seelsorgerischen Betreuung jugendlicher St. Paulianer dienen und Schultz wusste, dass er sie nur ausserhalb der kirchlichen Institution erreichen konnte.

So hielt er bewusst kirchliche Einflussnahme aus seiner Jugendarbeit fern. Wer nicht mehr Lehrling war, konnte dem Gehilfenverein beitreten. Dieser war weniger behütend, als vielmehr bildend. Der Erfolg gab ihm recht; von anfangs 20 Mitgliedern weitete sich deren Anzahl auf bis zu 200 aus. Ein Beweis für die Anziehungskraft und das pädagogische Vermögen Schultzens.

Die Faszination die von Clemens Schultz ausgegangen sein muss lässt sich nur erahnen. Hierfür sprechen die Hohe Zahl an Konfirmanden von 400 bis zu 600 in einer Gruppe aber auch die nicht minder geringe Zahl der Mitglieder des Lehrlingsvereins. So kamen bis zu 800 Personen zu den 2 mal jährlich stattfindenden Familienabenden. Seine täglichen Sprechstunden waren, wie auch seine Gottesdienste meist überfüllt.

Schultz war nicht nur Pfarrer auf St. Pauli, er war auch Pädagoge und Sozialarbeiter, engagierte sich für die unteren Schichten und schuf eine Grundlage für die Jugendarbeit bzw. Jugendfürsorge in Hamburg. Dies führte zu einem Bekanntheitsgrad über die Stadtgrenzen hinaus. Schultz selbst sah sich – mit ironischem Unterton – als „Dom- und Hofprediger“ und meinte damit den Jahrmarkt auf dem Heiligengeistfeld sowie die Hinterhöfe St. Paulis.

Zu Schultzens Gründungen gehört neben dem Lehrlings- und Gehilfenverein auch eine Krippe, die 1899 in der Wilhelminenstraße (jetzt Hein-Hoyer-Straße) ihre Pforten für die Kleinsten auf St. Pauli öffnete und noch heute in der Langestraße 6a als Kindertagesheim an diese Tradition anknüpft . Am 13. Januar 1914 stirbt Schultz nach einer langwierigen Krankheit.

Ihm zu Ehren wurde ferner ein Jugendheim vor den Toren Hamburgs und eine Strasse auf St. Pauli benannt. Pläne für eine Clemens-Schultz-Gedächtnis-Orgel in der St. Pauli Kirche mussten aus finanziellen Gründen in den 20er Jahren zurückgestellt werden. Die in den 30ern geschaffene H.-H. Jahnn-Orgel galt inoffiziell als Orgel zu Schultzens Gedenken.

Als das Grab Schultzens auf dem Friedhof Ohlsdorf aufgelöst wurde, stellte man auf dem Kirchhof den Grabstein als Gedenkstein für Schultz und seine Mutter auf.